• Kreuzer 05.14:

    Kleine Raupe mit großem Traum

    Alexej und sein Figurotheater zeigen »Prinzessin Nimmersatt«

    »Atme langsamer. Atme wie der Käfer!« Auf dem dunklen Dachboden des Bauernhauses in Hohenprießnitz gibt Alexej seinem Spielpartner Aleš minutiöse Anweisungen. »Du musst bei dir selbst fühlen, wo sich der Atem des Tieres, das du in der Hand hältst, befindet«, sagt er. Die Puppe — in Gestalt einer gelb-blau gehäkelten Kellerassel — soll in den Händen von Aleš lebendig werden. Und tatsächlich: Das Insekt seufzt, schnuppert an Blumen, krabbelt und freundet sich auf der Bühne mit der kleinen Raupe an. Während draußen der Frühling explodiert, erarbeiten die beiden Puppenspieler drinnen konzentriert die Geschichte der »Prinzessin Nimmersatt«. Es ist die Geschichte einer kleinen Raupe, die vom Fliegen und Großwerden träumt und endlich ihre ganz eigenen Erfahrungen machen möchte — ein bildhaftes Stück über die Sehnsucht zu wachsen, sich zu verändern, ohne sich selbst aufzugeben. »Für mich ist es das erste Mal, dass ich ein Stück mit Figuren erarbeite, die ich nicht selber gemacht habe«, sagt Alexej. »Das Material ist sehr bestimmend dafür, in welchem Rhythmus und in welcher Beziehung die Figuren zueinander stehen. Insofern ist die Probenarbeit ein Prozess, in dem wir auch die Figuren weiter bearbeiten und verändern«, erklärt der Puppenspieler. Für Alexej ist nicht nur die Arbeit mit für ihn fremden Puppen eine Premiere, sondern auch das Zusammenspiel mit Aleš Vancl, dem zweiten Darsteller. Die beiden haben sich während eines Workshops in Polen kennengelernt und arbeiten seitdem gemeinsam an Stücken, deren Entwicklung und an den Figuren. So sind die gehäkelten Puppen echte Handarbeit von Aleš, der die Idee und Inspiration zu dem Stück aus seiner Heimat Tschechien einbrachte. Vor der dezenten dunklen Bühnendekoration liegt das volle Augenmerk des Betrachters auf den farbenfrohen Insekten, die ihrer kontrastreichen Farbigkeit wegen ein ganz natürliches Bedürfnis erfüllen — nämlich, Farben zu erleben. Und die Zuschauer können sich dabei über die Raupenprinzessin in gleich drei verschiedenen kuscheligen Ausführungen freuen, denn schließlich muss die kleine Raupe während des Stückes ja wachsen, damit sich am Ende ihr Traum erfüllt, sie sich in einen blauen Schmetterling verwandelt und endlich fliegen kann. Das dreißigminütige Stück ist für Kinder ab drei Jahren geeignet.

    Juliane Dylus (mit freundlicher Genehmigung der Redaktion)

  • LVZ 23.04.2014:

    Der Traum vom Fliegen

    Premiere in den Cammerspielen: »Prinzessin Nimmersatt« ohne Effekthascherei

    Wer groß und stark werden will, muss gut essen. So lautete die Devise am Ostermontag in den Cammerspielen, wo das Puppentheater Figuro die Premiere der kleinen »Prinzessin Nimmersatt« feierte. Einem tschechischen Märchen entlehnt, ruft die Inszenierung Erinnerungen an die berühmte Kinderbuchgeschichte »Die kleine Raupe Nimmersatt« wach, die 1969 unter der Feder von Eric Carle entstand. Denn im Mittelpunkt des Stücks steht eine stets hungrige, kleine Raupe.

    Gerade aus dem Ei geschlüpft, begleiten die Zuschauer »Prinzessin Nimmersatt« beim Toben, Träumen und Schlemmen mit ihrem Freund, dem Käferchen. Rasch legt »Nimmersatt« an Gewicht zu und ihr sehnlichster Wunsch, endlich fliegen zu können, rückt damit in weite Ferne. Diese Metamorphose setzt das Spieler-Duo Aleš Vancl und Alexej gekonnt in Szene. Indem sie immer wieder eine größere handgestrickte Puppe hervorzaubern, entwickelt sich die Raupe wie eine umgekehrte Matroschka.

    Generell sind es Details, von denen die Inszenierung der Tourneetheatergruppe lebt. So verwandeln sich Aleš Vancl und Alexej allein durch expressive Mimik und Gestik in zwei ausgewachsene Schmetterlinge. Und auch das reduzierte Bühnenbild, ein alter Baum, entfaltet sich durch wenige Handgriffe von der Brutstätte und Spielwiese zur Traumlandschaft.

    Besonders die Interaktion mit den kleinen Gästen liegt den Spielern am Herzen. Immer wieder sprechen sie die Kinder direkt an und binden sie ins Geschehen ein, zum Beispiel wenn sie beim Versteckspiel mit »Prinzessin Nimmersatt« helfen, bis zehn zu zählen.

    Mit dem Wechsel zwischen erzählten Szenen und ruhigen, melodischen Sequenzen gewinnen die Spieler zunehmend die Aufmerksamkeit der Kinder. Positiver Nebeneffekt: Es gibt auch etwas zu lernen. Über den Zyklus der Natur oder das Alphabet. In einer amüsanten Szene studieren die kleine Raupe und ihr Freund zwei Buchstaben. Ein Moment, der an geläufige Nummern aus der Sesamstraße anschließt. Die kleinsten Besucher scheinen damit jedoch etwas überfordert zu sein.

    Alles in allem zeigt das neue Puppenspiel des Figuro eine schöne Geschichte in schlichtem Gewand, die ihre Wirkung nicht verfehlt.

    Melanie Schroeder (mit freundlicher Genehmigung der Redaktion)

  • PMO 2015/1, Nr. 112:

    VDP-Festival 2015 in Steinau – Puppentheater FIGURO

    Für viele wahrscheinlich zum ersten Mal zu sehen war das Theater Figuro mit seinen beiden Spielern Alexej und Aleš Vancl.

    In ihrer Inszenierung »Prinzessin Nimmersatt« erzählen sie die Geschichte der kleinen Raupen-Prinzessin, die vom Fliegen träumt, sich währenddessen groß und rund frisst und schließlich tatsächlich zum Schmetterling wird. Die beiden Spieler treten als absurd-komische Schmetterlings-Eltern auf. Spielort ist ein kahler Baum, den die Raupe nach und nach erkundet und der sich in ihren Träumen mit bunten Blumen schmückt. Sie begegnet einem Käfer, mit dem sie zwar spielen kann, der ihr allerdings bei dem Versuch, fliegen zu lernen, keine Hilfe ist.

    Eine Freude ist es vor allem für die kleinen Zuschauer zu beobachten, wie die Raupe im Laufe des Stückes immer größer und größer wird. Vor allem die kleinste der von Aleš Vancl gehäkelten / gebauten Raupen-Figuren bewegt sich, indem sie sich zusammen- und auseinanderzieht, auf schön raupen-echte Weise über das Geäst.

    Für das Bild des Einspinnens wird als passendes Material Plastikfolie verwendet. Schade ist allerdings, dass dieser Moment in seinem entstehen nicht genauer ausgespielt wird.

    Unterstützt wird das Spiel von zarten Musik-Klängen, die auf der Bühne von den Spielern live dazu gemacht werden.

    Mirjam Hesse (mit freundlicher Genehmigung der Redaktion)