• LVZ 3.12.2011:

    Der böse Wolf singt Händel

    »Hallo! Seid ihr alle da?« — Der Anfang des Stückes erinnert stark ans Kasperltheater, doch es gibt weder die Kasperl-Bühne noch den Kasperl. Vor einem minimalistischen Bild steht ein kleiner Wolf und kündigt das Stück an. Er verspricht, die sieben Geißlein zu fressen.

    Doch durch seine tölpelhafte Art gewinnt das wilde Tier in der Inszenierung des Leipziger Puppentheaters Figuro gleich die Sympathie der Zuschauer. Trotz seiner Absicht, die Geißlein zu verzehren, mag das junge Publikum den Wolf und unterstützt ihn sogar. »Du musst zum Bäcker gehen und ums Mehl bitten,« rufen die Kinder ihm zu. Und nicht ohne Grund: Der Wolf ist verzweifelt, hat er doch gerade versehentlich den Geißlein erzählt, wer er wirklich ist.

    Mit viel Humor behandelt der Puppenspieler Alexej auch die Verstellung des Wolfs, die fast zu einer Verwandlung wird. Sobald das Raubtier seine neue Ziegenstimme bekommt, fängt es begeistert an, Händel-Variationen zu singen, und landet schließlich bei einem russischen Volkslied. Die Geißlein können seinem Charme nicht widerstehen und geraten in den dicken Bauch. »Ich hätte sie nicht fressen sollen,« erklärt der satte Übeltäter.

    Die alte Geiß findet den Wolf, befreit ihre Kinder und füllt seinen Bauch mit den imaginären Wackersteinen. Aber der Wolf schafft es, selbst daraus ein Witzchen zu machen. »O Ziegelein, du Ziegelstein,« singt er zum Tannenbaum-Motiv und bringt die Erwachsenen im Publikum zum Lachen. Es ist kein Wunder, dass der Puppenspieler den Wolf am Ende doch nicht ertrinken lässt. Er kommt lebendig aus dem Brunnen heraus und verspricht, beim nächsten Mal etwas anderes zu fressen. »Darin sehe ich meine pädagogische Aufgabe,« so Alexej, »dass die Kinder im Theater keinen Hass üben, sondern Liebe.«

    Andrea Bräunling (mit freundlicher Genehmigung)

  • HNA 21.01.2013:

    Wolfgang ging, böser Wolf kam

    Mit Grimm-Märchen begann im Theater der Nacht das »Festival mit Hand und Fuß«
    ...Mit eigenen, gekonnt gesungenen Texten zu bekannten Melodien wie das Lied der Wolgaschlepper lockerte Alexej das bekannte Märchen der Brüder Grimm auf. Die recht kleinen Figuren wusste er so geschickt zu führen, dass alle Gefühlsregungen deutlich wurden. Das sparsame Bühnenbild ließ viel Raum für Phantasie. ...